Die Trattoria Emilia in Hannover nennt sich jetzt Trattoria Parma und hat neue Öffnungszeiten!!! Besitzerin ist noch immer Marina, die nach einem Jahr Pause in ihren alten Laden zurückgekehrt ist – ein Besuch lohnt sich. Ausführlicher Bericht folgt…
Die Deutschen lieben es organisiert. Sie brauchen geregelte Öffnungszeiten, bevorzugen ordentliche Büros, kontrollierende Quittungen und Pünktlichkeit sowieso. Fällt eine Person, ein Restaurant oder ein anderes Geschäft aus diesem Muster, wird es kritisch. Die meisten Kunden werden dann geradezu mürrisch und in Folge dessen aggressiv und schlecht gelaunt, verläuft etwas nicht nach ihrer Vorstellung. Jeder, der im Dienstleistungsgewerbe oder in der Gastronomie arbeitet, kennt das nur zu gut.
Ich mag es, wenn es dann doch ganz mutige und kreative Ladenbesitzer gibt, die sich dem deutschen Mainstream verweigern. Gelassene Gastronomen aus meist südlichen Gefilden, bringen eine gewisse Lebenslust in unser kühles Norddeutschland, die mir Leichtigkeit verleiht und so manch anderen stresst. So verhält es sich auch mit der Trattoria Emilia in der Bandelstraße der hannoverschen Südstadt. An diesem Laden ist einfach alles herrlich unkonventionell, spontan und für die meisten Deutschen wahrscheinlich chaotisch zugleich. Das beginnt schon mit dem Bestellen eines Tisches. Ich will für mittags 13 Uhr einen Tisch für zwei Personen reservieren. Ich frage die freundliche Frau am anderen Ende des Hörers, ob sie mittags geöffnet hat. Anstatt mir darauf zu antworten, fragt sie mit wie viel Personen ich kommen möchte. Ich sage lediglich „Zwei“ und fühle mich peinlich berührt, da ich ihre Mittagsruhe nicht stören möchte. Im gebrochenem deutsch, sagt sie: „Kein Problem, kommen sie vorbei.“
Pünktlich um eins betreten meine Schwester und ich den überdachten Außenbereich des Ecklokals. Wir sind wirklich die einzigen Gäste. Nur für uns öffnet die freundliche Chefin Tazianamarina ihre Türen. An der Vitrine entdecken wir einen Vermerk: „Mittags nur auf Reservierung.“ Aha – so läuft das also. Demnach gibt es auch keine spezielle Mittagskarte und die Preise sind die der Abendkarte. Wir entscheiden und für eine Weißweinschorle (0,2l/3€) und einen trockenen, nicht süßen Lambrusco (0,2l/5€). Die Trattoria Emilia ist für ihre hausgemachten Nudelnspezialitäten bekannt und so wählen wir aus weit über 50 Nudelvariationen, teils selbst hergestellter Pasta, aus. Meine Begleitung wählt Ravioli Parmigiano mit Parmesanfüllung in Gorgonzola Walnuss Sauce für 11,50€. Ich bestelle die hausgemachten Casareccia mit Steinpilzsauce (13€). Die kleinen gedrehten Nudeln werden von der italienischen Besitzerin handgefertigt. Es schmeckt wunderbar. Die Saucen sind jeweils sehr aromatisch und das Steinpilzaroma einfach köstlich. Die Portionen sind groß und der Preis für die hochwertigen Lebensmittel durchaus angebracht. Zu meinem Beilagensalat (4€) mischt mir Tazianamarina die Vinaigrette höchstpersönlich am Tisch zusammen und gießt mir die fruchtig säuerliche Mischung aus Aceto de Balsamico und Olivenöl über den grünen Salat. Dazu gibt es hausgemachtes Brot, das aus einer Vollkornmehlmischung zubereitet ist. Eine willkommene Abwechslung zum üblichen Weißbrot. Wir fühlen uns in dem exklusiven Ambiente mit vorzüglicher Pasta und persönlichem Service sehr wohl. Noch exklusiver wird das Gefühl, als zwei weitere Gäste gegen 14.15 Uhr eintrudeln, die jedoch nicht reserviert haben und in einen freundlich deutsch-italienischem Sprachmix abgewiesen werden. Natürlich ziehen sie genervt und mit neidischem Blick auf unsere leer gegessenen Teller wieder davon.
Wir haben uns in der Trattoria Emilia sehr wohl und willkommen gefühlt. Hier läuft halt alles etwas anders, spontaner, kreativer und herzlicher zugleich ab.
Öffnungszeiten:
Montag geschlossen, Dienstag bis Samstag 17:30 bis 23 Uhr, Sonntag von 12:30 – 15:00, 17:30 – 22:00
Bandelstr. 2