Während ich das hier schreibe, blicke ich auf den Genfer See. Genauer auf die französischen Alpen der Region Auvergne-Rhône-Alpes und Évian-les-bains. Das ist der Ort, wo die deutsche Fußballelf bei der diesjährigen Europameisterschaft untergebracht war. Der See hat eine tiefblaue Farbe, die nur durch eine feine Wolkendecke, die gerade über dem Lac Léman hängt, getrübt wird.
Im Juli habe ich meine nordeutsche Heimat Hamburg verlassen und wohne nun am Genfer See in Lausanne. Was ich hier mache? Arbeiten, studieren, leben und lieben.
Nachdem ich hier angekommen bin, wurde es auf meinem Blog erstmal ruhig. Das lag vor allem daran, dass mich die Schweizer Preise erschüttert haben. Darauf war mein armes Journalisten-Portemonnaie nicht vorbereitet. Aber jetzt – jetzt geht es langsam wieder bergauf und ich habe mir ein erstes ausgiebiges Mittagessen in einem typischen Westschweizer Restaurant gegönnt. Dem „Café des Bouchers“ (Café der Metzger)!
Was an dem Leben hier anders ist? Vieles, sehr vieles. Vor allem gibt es in Lausanne und der Region des Kantons Waadts, wie auch in der übrigen Schweiz, eine ausgeprägte Apéro-Kultur. Zu kleinen Häppchen nehmen die Schweizer ein Gläschen Wein, ein Bier oder eine Limonade zu sich. In den Restaurants gibt es fest eingerichtete Zeiten für einen Apéro – meist von 17 Uhr bis 19 Uhr. Auf einer Karte finden sich dann Speisen wie Wurst- und Käsehappen oder eine Gemüsecreme mit Brot. Dazu ein kühles Blondes und der Schweizer ist glücklich.

Auch Chips und Erdnüsse sind als Snack willkommen und bei Gästen beliebt. Dann wird erstmal geklönt, um ein norddeutsches Wort zu gebrauchen und man vertreibt sich die Zeit bis zum Abendbrot, was meist gegen 19 Uhr startet. Sehr gesellig und gemütlich ist das Ganze, finde ich. Eine perfekte Zeit für Smalltalk und, um miteinander warm zu werden. Und ein Graus für Alle, die rumstehen und das Austauschen von belanglosen Nettigkeiten für überflüssig halten.
Die Mittagszeit wird in der Westschweiz ebenfalls ausführlicher zelebriert. Im Metzger-Café haben meine Begleitung und ich ein Drei-Gang Menü (CHF 19,50) von der aktuellen Mittagskarte bestellt. Mein Deutschschweizer Kollege Simon hat sein heißgeliebtes Rindertartar bestellt, wozu man hier Toastbrot mit Butter gereicht bekommt. Ich habe das Rindersteak mit Bratensauce und geschmorrten Schalotten gegessen. Dazu gab es geröstete Kartoffelchips. Ein Hefeweizen (0,3l/CHF 4,60) begleitete unser köstliches Mittagessen. Den Abschluss machte ein kleiner Obstsalat.
Insgesamt haben wir gemütliche 1,5 Stunden in dem kleinen Restaurant verbracht. Dabei konnten wir uns ausführlich über die Arbeit und andere wichtige Dinge des Lebens unterhalten. Ich muss sagen, ich mag die neue Gemütlichkeit in meinem Leben. Geniessen und geselliges Beisammensein spielen in der französischen Schweiz scheinbar eine viel grössere Rolle, als bei uns in Norddeutschland. Und das tut gut!