Spanisches Restaurant ohne Delikatessen

Folgendes Szenario passiert mir öfters: „Warst du schon im … ?“, fragt mich eine Freundin mit großen Augen. „Da musst du unbedingt essen gehen. Das ist super da!“

Ich bin ein neugieriger Mensch und dankbar für jeden Geheimtipp, also mache ich mich auf in das empfohlene Restaurant – doch bei einigen Tipps war das Fazit enttäuschend. Die Erinnerung an diese Erlebnisse kommen zurück, wenn ich die Kommentare zu dem Gastrofee-Artikel über das Fácil lese.

Knapp ein halbes Jahr hat das Fácil in Hannovers City nun geöffnet. Die Meinungen über die Tapas Bar gehen allerdings weit auseinander; auch bei den Lesern von Gastrofee. Deshalb haben wir die mediterrane Küche im Fácil noch einmal getestet.

Ich mache mich Dienstagabend mit meinem Begleiter auf in Hannovers City, um das Fácil noch einmal auf Herz und Nieren, also auf Tapas und Aioli zu prüfen. Auf dem Flachbildschirm kämpft Argentinien stumm in der Verlängerung gegen die Schweiz um den Einzug ins WM-Achtelfinale. Einige Pärchen sitzen an den niedrigen Bistrotischen, unterhalten sich und spießen hin und wieder einen Gemüsestreifen oder eine Gamba auf die Gabel.

Meinem Freund gefällt das stylisch-moderne Ambiente mit Bar, Kuchentresen, Kerzenleuchtern und dunkler Holzoptik. Ich dagegen finde es hübsch, doch irgendwie ungemütlich. Direkt neben uns stehen die Türen zu Terrasse und Kaufhof-Fassade weit auf. Man hat das Gefühl in einem Durchgang zu sitzen. Kuschelig ist auf jeden Fall was anderes.

Ich bestelle einen Rosé und mein Gegenüber einen Rotwein. Beides sind die Hausweine für je 3 Euro das Glas. „Für den Preis solide, aber nichts Besonderes“, sagt mein Freund Micha und trinkt einen Schluck vom Roten, der laut Kellner ein Merlot ist. Mein Rosé ist auch kein Kracher. Etwas sauer und wässrig im Geschmack. Hauptsache er macht keine Kopfschmerzen. Gute spanische Weine? Fehlanzeige!

Von der Speisekarte lassen wir uns Tapas Mista zusammenstellen. 15 Euro kostet eine Platte mit vier Zutaten, jede weitere 4 Euro. Der Kellner weist darauf hin, dass es keine Hackbällchen in Tomatensauce mehr gibt, weil das Hack heute aus ist. Na gut. Wir entscheiden uns für Manchego-Käse, Muscheln in Weißweinsauce, gegrilltes Gemüse und Artischocken. Dazu noch eine Portion Patatas Fritas mit hausgemachter Aioli. Etwa zehn Minuten später kommt der Kellner wieder, entschuldigt sich und verkündet, dass es auch keine Artischocken gebe. Die würden von den Gästen so selten bestellt, deshalb ordere der Chef immer nur eine geringe Menge. Das ist ärgerlich. Dann tauschen wir eben – es sollen die Garnelen in Knoblauchsauce werden.

Nach etwa 15 Minuten kommt eine appetitlich aussehende und duftende Platte mit spanischen Spezialitäten auf unseren Tisch. Leider, ist der Käse unter den frittierten Kartoffeln platziert. Dadurch ist er matschig – und hat mit Manchego etwa so viel zu tun wie Italien mit der Fußball-WM. Der gemischte Salat in der Mitte des Tellers ist überflüssige Deko.

Ein echter Höhepunkt ist dagegen die Aioli. Nicht ganz so mächtig wie das Original, dafür mit Kräutern verfeinert. Die kleinen Stückchen von frisch gepresstem Knoblauch sind gut zu erkennen. Mit dem Sesambrot, das zu den Tapas gereicht wird, ist das wirklich ein super Auftakt. Nicht wirklich spanische Küche, aber lecker.
Was folgt, ist eher mittelmäßig. Die gegrillten Zucchini sind zwar schön bissfest, aber die Auberginenstücke sind fad und die Haut ist zu hart gebacken. Der Manchego-Käse schmeckt wie junger Gouda, die Sauce bei den Muscheln muss man suchen. Wahrscheinlich ist mit Weißweinsauce eher der Sud gemeint. Die Meeresfrüchte sind teuer, denn für acht Euro bekommt man vier Muschelhälften und vier mittelgroße Garnelen. Die Patatas Fritas schmecken gut. Die handgeschnittenen Stückchen sind kross frittiert und triefen nicht vor Fett.

Unser Fazit des Abends lautet: Kann man machen, muss man aber nicht. Für einen Drink und einen Happen Brot mit Aioli gut geeignet. Fans von authentischen spanischen Gerichten sind beim Spanier allerdings besser aufgehoben. Da gäbe es wohl auch zum Abschluss einen Huervas oder einen Cardenal Mendoza statt eines sodbrennenträchtigen Grappa.

Seilwinderstraße 2, 30159 Hannover
Mo – Sa 6:30 bis 23:00 Uhr, So 6:30 Uhr bis 11:00 Uhr
Telefon: 0174 480 88 00
http://www.facil-hannover.de/

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