Tim Mälzers Bullerei

Man kann ja von ihm halten was man will. Einige finden ihn nervig, viele finden ihn prollig und wieder andere schalten sofort um, sobald sie ihn im Fernsehen sehen. Die Rede ist von Tim Mälzer, dem – nein, nicht Sterne-, sondern TV-Koch. Denn einen Stern, den hat er sich bis jetzt nicht erkocht. Von vielen anderen noch berühmteren Köchen wird er deswegen als großmauliger „Möchtegern“ aus Pinneberg beschimpft. Soweit zu den negativen Vorurteilen gegenüber Tim Mälzer.

Es lohnt sich, den guten Herrn etwas genau anzusehen. Dazu hatte ich vor einigen Wochen die Gelegenheit, als ich ihn für die „Laura“ interviewen durfte. Und nein, es ging nicht darum, wie man die perfekte Rinderroulade zubereitet, sondern um ganz knallharte Fragen. So wollte ich von ihm wissen: „Wie können wir verhindern, dass immer mehr schlechtes Fleisch aus billiger Massentierhaltung in unsere Läden kommt.“ Und siehe da, Herr Mälzer nahm sich für mich Zeit, hörte mir zu und beantwortete mir jede Frage. Er ist ein Koch, der sich mit den Themen Fleisch aus artgerechter Tierhaltung, nachhaltiger Fischerei und regionalem Obst- und Gemüseanbau auseinandersetzt. Und das nicht nur für den Lebensmittelcheck auf ARD. Genau diese Maßstäbe setzt er auch in seinen eigenen Restaurants an. Das zu den positiven Aspekten Tim Mälzers.

Aber wie ist das Essen in seinem Restaurant? Zum Beispiel in der Bullerei? Zuerst lässt sich sagen, dass dieses sich bestimmt nicht mit einem Studentenbudget bezahlen lässt. Die Preise für ein Hauptgericht auf der Abendkarte liegen bei 17,50€ – 35€. Das ist nicht wenig, aber auch nicht zu viel. Bekommt man bei Mälzer wirklich allerbeste Qualität geliefert. Aber dazu später mehr.

Auch ich hatte meine Vorurteile gegenüber der Bullerei: Touristen-Abzocke, Selbstbeweihräucherung, Massenabfertigung. All das schwirrte vorab in meinem Kopf herum. Bereits sechs Wochen vor unserem Wunschtermin, bemühten wir uns um einen Tisch. Für 21:15 Uhr wurde uns einer angeboten. Volles Haus in der Bullerei. Für einen Platz am früheren Abend war nichts zu machen. Dafür fehlt uns wohl auch die gute Connection.

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Die tickende Leucht-Uhr von Stefan Strumbel.

Am besagten Abend trafen wir dann bereits um 21:00 Uhr ein – und siehe da, unser Tisch war zum Glück schon frei. Eine große Halle erwartet die Gäste. Lautes Stimmengewirr, loungige Musik und viele Kellner gibt es dazu. Man kann den anderen Gästen auf den Teller gucken. Und wenn man sich bemüht, kann man hören, was am Nebentisch so geredet wird. Blinken tut es am anderen Ende der Halle auch sehr stark. Das liegt an dem installierten (Leucht-)Kunstwerk von  Stefan Strumbel. Das blitzt fröhlich vor sich hin, und lässt dem Gast Freiraum für Interpretationen. Wenn man den Schock überwunden hat, so garnicht alleine zu sein in der Bullerei, kann man sich durchaus wohlfühlen. Das liegt auch daran, dass die Bedienungen schnell und witzig sind. Zudem haben sie Ahnung von dem was sie dort tun.

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Burrata für Zwei. Wirklich eine bombige Vorspeise.

Die Speisekarte der Bullerei ist fleischlastig und international, aber auch mit heimatlichen und traditionellen Speisen versehen. Es findet also jeder etwas für seinen Geschmack. Wir entschieden und vorweg für die Burrata (für zwei Personen) für 18,50€. Die Beschreibung auf der Speisekarte liest sich folgendermaßen: „Burrata ist eine Sonderform des Mozzarella und wird aus Kuhmilch hergestellt. In Form eines kleinen Säckchens kommt sie daher und überrascht im Inneren mit einer dickflüssigen Frischkäsecrème bestehend aus Sahne und nicht behandelten Mozzarellasträngen.“ Klingt interessant und schmeckt noch viel besser. Der Mozzarella ist cremig und die eingelegten Tomaten unglaublich würzig-fruchtig. Das Olivenöl gibt dem Gericht eine warme Note. Die drei Komponenten harmonieren einfach perfekt. In der Bullerei wird mit den Portionsgrößen nicht gegeizt und wir sind nach der Vorspeise schon gut gesättigt.

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Black Angus Rind – rustikal auf einem Holzbrett serviert.

Aber da sich das Restaurant mit hervorragenden Fleisch-Gerichten brüstet, müssen diese natürlich getestet werden. Wir bestellen 400 g Black Angus Rind für zwei Personen (300g 27,50€). Dazu werden zwei gebutterte Maiskolben, Krautsalat und mehrere verschiedene Saucen serviert. Und ich muss sagen: Ich gebe mich geschlagen. Tim Mälzers Team in der Bullerei hat auch mich überzeugt. Das Fleisch ist das Beste, was ich seit langem gegessen habe. Es ist aromatisch und auf den Punkt perfekt gegrillt. Die dazu gereichten Saucen stellen eine gelungene Ergänzung dar und schmecken fruchtig-frisch. Der Krautsalat ist knackig-würzig zubereitet und weist eine leichte Essig-Note auf. Wir lassen uns das Steak auf der Zunge zergehen und genießen jeden Bissen.

Einmal mehr hat mich Tim Mälzer nach diesem Abend von sich und seinem Händchen für die Kochkunst überzeugt. Die Bullerei ist ein bisschen wie er selbst: eine Spur zu laut, etwas großkotzig und massenkompatibel. Aber sie ist auch wie Herr Mälzer mit der wunderbaren Fähigkeit für gute Gastronomie ausgestattet und verfügt über Gespür und Wissen um hochwertige Speisen. Die Bullerei macht Spaß, hat „geiles“ Essen und ab und an trifft man dort den einen oder anderen Promi, der neben Lisbeth Müller aus Paderborn gutes Essen genießt.

Bullerei

Lagerstraße 34b

20357 Hamburg

http://www.bullerei.com

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